Archiv für den Monat: November 2013

„Bamberger“ in Opalenica?

Als Folge des „Großen Nordischen Krieges (1700 – 1721)“ und nach einem Ausbruch der Pest in den Jahren 1708 – 1710 waren die der Stadt Posen gehörenden Dörfer regelrecht „entvölkert“.  Nachdem die Versuche des Posener Magistrats, die Dörfer durch Ansiedlung polnischer Bauern wieder zu beleben, scheiterten, entschlossen sich die Stadtoberhäupter zur Heranführung deutscher Siedler.

Die Parteinahme der Schweden für die Protestanten während der Kriegshandlungen sowie der sich verstärkende Einfluss der Jesuiten in der Posener Region führten zur Entscheidung, dass die deutschen Siedler katholischen Glaubens sein sollten. Auf der Seite „Historisches Franken“ werden die möglichen Beziehungen zwischen den Bistümern Posen und Bamberg erklärt, die zur Ansiedlung von Bauern aus dem Gebiet des Bamberger Bistums in den Posener Dörfern geführt haben können. Eine ähnliche Darstellung liefert auch Maria Paradowska in ihrem Buch: „Die Bamberger im Posener Land“ (Bamberg, 1994).

Die „Bamberger“ genannten Siedler zeichneten sich in der Folgezeit dadurch aus, dass sie um eine schnelle Anpassung an ihre polnische Umgebung bemüht waren. Dazu gehörten neben der Heirat mit polnischen Partnern auch die zunehmende Identifikation mit den Interessen der übrigen Bevölkerung.

Opalenica liegt westlich von Posen, die Entfernung zwischen den Städten beträgt etwa 37km. Auch in Opalenica hatten die Kriegshandlungen sowie ein Ausbruch der Pest deutliche Spuren hinterlassen. Während in der Stadt Opalenica polnische Handwerker und Bauern erfolgreich angesiedelt wurden, blieben die umliegenden Dörfer weiterhin in einem schlechten Zustand.

Die damaligen Eigentümer der Stadt, die Familie Opalinski, haben sicher von der Ansiedlung deutscher Bauern in den Posener Dörfern und den dabei gemachten Erfahrungen gehört. Die Vermutung, dass auch in der Umgebung von Opalenica „Bamberger“ angesiedelt wurden, liegt also nahe. Indizien dafür wie z.B. die Hochzeit von Deutschen und Polen untereinander, die Zugehörigkeit zum katholischen Glauben sowie die Identifikation mit der polnischen Umgebung sind aus meiner Sicht unverkennbar. Martinus Vogel (1778 – ????), mein UrUrUrGroßvater hatte nachweislich bereits eine Polin zur Ehefrau. Dionizy Vogel (1896 – 1986), der während des Posener Aufstandes (1918 – 1919) auf der Seite der polnischen Aufständischen kämpfte, ist ein Nachfahre der Familie Joannis und Anna Rosina Fogiel aus Troszczyn …

Bisher gibt es keine schriftlichen Beweise für diese Annahme. Ich werde versuchen, diese Arbeitstheorie zu prüfen, auch wenn es die Suche nach der bewussten „Nadel im Heuhaufen“ werden sollte …

Unterlagen des Standesamtes Opalenica

Gegenwärtig versuche ich, die eigentliche Herkunft der Siedler aus dem Troszczyner Hauland herauszufinden. Deshalb wandte ich mich am 10.11.2013 mit einer e-Mail an die Stadt Opalenica mit der Frage nach möglichen Ansprechpartnern, die sich mit der Geschichte Opalenicas im Zeitraum 1750 bis 1800 beschäftigen.

Die Antwort des Standesamtes der Stadt Opalenica gab zwar keine direkte Antwort auf meine Frage, barg aber dennoch eine Überraschung. Im Staatsarchiv Poznan war begonnen worden, die Familienstandsurkunden aus Opalenica im Zeitraum 1874 bis 1911 zu digitalisieren und im Internet zu veröffentlichen. Der Link zu diesen Unterlagen lautet:
http://szukajwarchiwach.pl/53/1918/0/1/str/1/15#tabZespol

Das Durchsehen der vorhandenen Urkunden aus Opalenica und Umgebung sichert eine „niveauvolle Abendbeschäftigung“ auf lange Sicht … 😉

Magdalena Woyczewska (geb. Heygenbarth)

Durch einen Hinweis im Forum der Seite www.wtg-gniazdo.org (Link: http://www.wtg-gniazdo.org/forum/viewtopic.php?f=2&t=5530&p=68305&hilit=Obst#p68300) stieß ich auf die Sterbeurkunde von Magdalena. Sie wurde 105 Jahre alt, auch heute ein geradezu „biblisches“ Alter. Magdalena ist damit in meiner Datenbank jetzt die Person, die am längsten lebte. Die Anzeige des Todesfalles beim Standesamt übernahm ihr Schwiegersohn Joseph Obst (1818 – ????).

Nach den Angaben in meiner Datenbank war ein weiterer Schwiegersohn Magdalenas ein Enkel des Joannis Fogiel, Joseph Vogel (1815 – ????).

Als Vater Magdalenas wird in der Sterbeurkunde Florian Hegenbarth, Eigentümer in Troszczyn, genannt. In den Landbesitzer-Registern Südpreußens von 1793/94 (siehe hier) ist ein Hegenwardt, Frlor., verzeichnet. In Anbetracht der möglichen Übertragungs- und sonstigen Fehler in den Unterlagen sollte es sich um die gleiche Person handeln.

Magdalena Woyczewska (geb. Heygenbarth) gehört nicht zu meinen direkten Vorfahren. Ich suche jedoch noch immer nach einer familiären Verbindung zwischen Andreas Vogel (1739 – 1809) und Joannis Fogiel. Da könnte dieser Fund ein weiteres Steinchen im familiären Mosaik darstellen.

Troszczyn um 1760

Die Auswertung der Opalenicer Kirchenbücher mit dem Schwerpunkt Troszczyn ist trotz der damit verbundenen Aufwändungen und der Mühe beim Entziffern der manchmal schwer lesbaren Einträge der einzige Weg, um die Beziehungen zwischen den Familien zu „entwirren“. Inzwischen ist mir auch klar, dass die Besiedlung wahrscheinlich nicht auf einen Schlag, sondern über einen längeren Zeitraum erfolgte.

Bei der Auswertung der Kirchenbucheinträge wird außerdem deutlich, dass die Familiennamen der Hauländer für die polnischen Pfarrer sehr ungewohnt gewesen sein müssen. Die Siedler waren oftmals des Lesens und Schreibens nicht kundig und konnten die Schreibweise ihrer Namen nicht überprüfen. Außerdem unterzog sich niemand der Mühe, die Einträge miteinander zu vergleichen. Dadurch gibt es für die Familiennamen einer Familie manchmal sehr unterschiedliche Varianten. Nur vom Klang her kann man oftmals auf die Zugehörigkeit zu einer Familie schließen. Die geschriebene Fassung ist dann nicht mehr so entscheidend …

Als einer der ersten Siedler wird am 26.03.1753 als Taufpate Georgius Ceydler genannt. Der Name Ceydler taucht in den nächsten Jahren immer wieder auf, auch in der Schreibweise Ceidler.

Für mich sehr interessant ist der Taufeintrag vom 16.04.1754, der über die Taufe von Clara, Tochter von Tobis und Eva Fugl berichtet. Ob hier ein Zusammenhang mit meinen Vorfahren besteht, ist allerdings nicht vollständig sicher. Im Eintrag über die Taufe von Clara Ceydler am 23.02.1755 wird Ewa Foglerin als Taufpatin genannt. Eigentlich sollten beide Nennungen die selbe Person meinen …

Direkte Vorfahren meiner Familie werden am 06.08.1754 als Taufpaten von Matthias, Sohn der Eheleute Joanne und  Anna Wolf, erstmals erwähnt. Bei dieser Taufe war Barbara Obst eine der Paten. Nach meinen Unterlagen war Barbara die Ehefrau von Georgij Obst und als Mutter von Marianna, spätere Ehefrau von Andreas Vogel (1739 – 1809) meine UrUrUrUrUrGroßmutter …