Von Bamberg nach Opalenica?

Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit einer Theorie zur möglichen Herkunft der Siedler in den Hauländern rund um die Stadt Opalenica. Auf den ersten Blick mag diese Theorie sehr weit hergeholt sein, vielleicht erscheint sie manchem auch als reine Spekulation.

Als Folge des  „Großen Nordischen Krieges (1700 – 1721)“ und eines nachfolgenden Ausbruches der Pest waren in Großpolen viele Gegenden regelrecht entvölkert. Davon war mit Sicherheit auch die Stadt Opalenica betroffen, die etwa 35km westlich von Posen (Poznan) liegt. Eigentümer der Gegend war zu diesem Zeitpunkt die Familie Opalinski, die nicht nur als einflussreich galt, sondern auch gute Verbindungen zum europäischen Hochadel hatte.

In den der Stadt Posen gehörenden Dörfern wurden im Zeitraum 1720 bis 1750 mit Erfolg deutsche Siedler ansässig gemacht. Die zugehörigen Hintergrundinformationen kann man auf folgenden Seiten im Internet nachlesen:
Die Posener Bamberger – eine deutsch-polnische Geschichte
Bamberger Auswanderer im Posener Land
Außerdem liefert das Buch von Maria Paradowska: „Die Bamberger im Posener Land“, herausgegeben von Klaus Guth, erschienen als Band 4 der Bamberger Beiträge zur Volkskunde, viele wertvolle Hinweise zur Geschichte und Tradition der Posener „Bamberger“.

Bei der räumlichen Nähe der Städte Posen und Opalenica und den guten Verbindungen der Familie Opalinski erscheint es durchaus möglich, dass die guten Erfahrungen Posens bei der Ansiedlung deutscher katholischer Siedler auch in Opalenica genutzt wurden. Die wirtschaftliche Situation der Gegend um Opalenica entsprach wahrscheinlich im wesentlichen den Posener Bedingungen.

Lässt sich diese Theorie überprüfen? Im Archiv des Erzbistums Bamberg werden die Kirchenbücher der zum Erzbistum gehörenden Pfarreien aufbewahrt und können dort eingesehen werden. Eine Verfilmung durch die „Mormonen“ erfolgte wahrscheinlich bisher nicht. Die Liste der aufbewahrten Kirchenbücher ist unter dem Link http://www.gf-franken.de/archbambrg.html verfügbar.

Da die genaue Herkunft der Siedler in der Gegend von Opalenica, zu denen auch meine Vorfahren gehören, bisher nicht ermittelt werden konnte, wird die Suche in den Kirchenbüchern mit Sicherheit sehr aufwändig. Ob sie letztendlich zum Erfolg führt, ist ungewiss. Wahrscheinlich ist die Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen erfolgversprechender.

Eines ist jedoch sicher. Die Siedler von Troszczyn waren um eine schnelle Anpassung an ihre neue Umgebung sehr bemüht. Eheschließungen mit polnischen Partnern waren durchaus üblich. Bei den Vornamen wird in den Kirchenbüchern bis 1874 zwar oft eine lateinisierte Form gewählt, nach Einführung der Standesämter in der Provinz Posen unterschrieben die Nachfahren der Siedler oft mit der polnischen Form der Vornamen.

Einen Gedanken muss ich an dieser Stelle noch loswerden. Wir haben heute im Zeitalter von Telefon und Internet, Auto und Computer kaum noch eine Vorstellung davon, wie mobil und kommunikativ unsere Vorfahren wirklich waren. Es ist also daher durchaus auch vorstellbar, dass die im Raum Posen ansässig gewordenen Bamberger von ihren Erfahrungen in die frühere Heimat berichteten und auf diese Weise weitere Siedler den Weg Richtung Großpolen fanden …