Wilhelm Nicolai (1855 – 1941) ist der Vater meiner „Stief“großmutter Hedwig Nicolai (1885 – 1963). Das Bild zeigt Wilhelm im Jahre 1938 mit seiner ersten, in Brunshaupten (Kühlungsborn) geborenen Urenkelin. Leider lässt sich nicht mehr feststellen, wo das Foto aufgenommen wurde.
Lange Zeit „geisterte“ Wilhelm unter „… ungelöst“ herum. Mittels zielgerichteter Recherchen, auch unter Mithilfe eines UrUrEnkels sowie durch zufällige Treffer im Nürnberger Stadtarchiv wissen wir jetzt einiges mehr.
Rein zufällig stellte sich heraus, dass Wilhelm am 12.12.1941 in Nürnberg, Orffstraße 32, verstarb. In der Sterbeurkunde fand sich neben den Geburtsdaten – 07.10.1855 in Cottbus – auch eine Notiz zur Eheschließung am 02.09.1884 in Bockwitz, Kreis Bad Liebenwerda. Es wurde also höchste Zeit, die Recherche wieder aufzunehmen und die bekannten Fakten neu zu bewerten.
Zunächst musste die Hochzeitsurkunde beschafft werden. Bockwitz ist heute ein Stadtteil von Lauchhammer in der Niederlausitz. Bei der Suche im Stadtarchiv Lauchhammer stellte sich heraus, dass die Hochzeit in Lauchhammer stattfand. Die kirchliche Trauung wurde in Bockwitz gefeiert. – Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnte der Lokführer Wilhelm in Ruhland, wo am 02. Juli 1885 auch Hedwig geboren wurde.
Als Hedwig am 02. Juli 1907 meinen Großvater Hermann Vogel in Grunewald heiratete, war ihr Vater Trauzeuge. Als Beruf wird „Eisenbahnbetriebswerkmeister“ angegeben. Offensichtlich wurde Wilhelm Nicolai zwischen 1885 und 1907 von Ruhland nach Grunewald versetzt. Bis 1907 wohnte die Familie Nicolai in Grunewald, Bahnhofstraße 2 (am 04.11.1935 umbenannt in Werkstättenweg). Grunewald war damals eine selbständige Gemeinde, die Eingemeindung nach Berlin erfolgte erst 1920. – Es muss ein Leben voller Gegensätze gewesen sein: Einerseits die Bahnhofstraße, eingezwängt zwischen den Eisenbahngleisen, andererseits die Villenkolonie Grunewald gleich hinter den Bahngleisen. Ein Ausschnitt aus dem Berliner Stadtplan von 1926 zeigt das recht deutlich
Zwischen 1908 und 1911 ist Wilhelm in den Berliner Adressbüchern unter der Adresse Lückstraße 56 zu finden. Danach verliert sich die Spur der Familie …
Um 1920 könnte Wilhelm in den Ruhestand gegangen sein. Warum und wann er nach Nürnberg zog, konnte ich bisher nicht ermitteln. Interessant ist aber die Tatsache, dass sowohl seine Tochter Hedwig als auch seine Enkelin Margarete bis zu ihrem Lebensende ebenfalls in Nürnberg in der Orffstraße 32 gewohnt haben.
Ein wenig Spekulation sei an dieser Stelle gestattet. Mein Großvater Hermann Vogel (1876 – 1935) und Wilhelms Tochter Hedwig wurden am 03.12.1911 endgültig geschieden. Die gemeinsame Tochter Margarete war erst drei Jahre alt und Hedwig musste irgendwie den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter bestreiten. Es ist durchaus möglich, dass Wilhelm mit Ehefrau, Tochter und Enkeltochter an die Ostseeküste zog, denn 1937 heiratete die in Alt-Gaarz (heute Rerik) wohnende Enkeltochter Margarete. Die im Bild festgehaltene Urenkelin, die erste Tochter Margaretes, wurde 1938 in Brunshaupten (Kühlungsborn) geboren. Eine Überprüfung dieser zugegebenermaßen „wilden Spekulation“ werde ich versuchen.