Franz Siegert (1838 – 1896) und seine Ehefrau Agnes (geb. Flaschel) sind meine Ururgroßeltern. Ihre Namen erfuhr ich zuerst aus den Heiratsurkunden der beiden Söhne: Carl Siegert (1872 – 1906) und Marie Rumland (1878 – 1917) aus dem Jahre 1895 – das sind meine Urgroßeltern – sowie Max Siegert (1879 – 1943) und Anna Petrusch (1878 – 1954) aus dem Jahre 1914. Franz und Agnes lebten zum Zeitpunkt der Hochzeit ihres Sohnes Carl in Spandau, Weverstraße 5. Nach längerer Suche liegen mir nun auch die Sterbeurkunden von Franz und Agnes in Kopie vor.
Franz wurde laut den Angaben in der Sterbeurkunde am 1. Mai 1838 in Klodebach, einem Dorf im Kreis Grottkau in Schlesien geboren. Leider enthält die Sterbeurkunde zu seiner Herkunft nur die Formulierung „Sohn der zu Klodebach verstorbenen Siegertschen Eheleute, über die weitere Angaben fehlen“. Ich hoffe, dass ich bei der Durchsicht der Kirchenbücher der für Klodebach zuständigen katholischen Pfarrgemeinde in Groß Karlowitz genauere Hinweise finde. Die Formulierung könnte aber auch bedeuten, dass Franz nicht in Klodebach geboren wurde …
Franz und Agnes waren, als Franz am 5. März 1896 starb, laut Sterbeurkunde 24 Jahre verheiratet. Als Hochzeitsjahr lässt sich daraus das Jahr 1872 errechnen. Leider kenne ich den Ort der Hochzeit bisher nicht. Da Agnes entsprechend den Angaben in ihrer Sterbeurkunde in Neisse (Stadtkreis) geboren wurde, hoffe ich, dass auch die Hochzeit in Neisse stattfand. Die Suche nach Agnes genauem Geburtsdatum und dem Hochzeitsdatum wird mit Sicherheit sehr langwierig, denn in Neisse gab es fünf katholische Gemeinden …
Es ist aber auch denkbar, dass die Hochzeit 1872 bereits in Nowag, einem Dorf im Kreis Neisse, stattfand. Dort wurde am 22.08.1872 der erste Sohn des Paares, Carl, mein Urgroßvater, geboren. Vermutlich arbeitete Franz zu diesem Zeitpunkt in der ersten preußischen Artilleriewerkstatt in Neisse als Sattler. Ich will ja nicht despektierlich erscheinen, aber die Hochzeit sollte vor der Geburt des Sohnes Carl erfolgt sein. Die katholischen Kirchenbücher für Nowag befinden sich im Diözesanarchiv Oppeln und wurden nicht durch die Mormonen verfilmt. Auch diese Suche wird sicher schwierig.
Die Übersiedlung der Familie nach Spandau erfolgte zwischen 1872 und 1879. Der zweite Sohn Max wurde 1879 bereits in Spandau, Weverstraße 5 geboren. Die Häuser in der Weverstraße wurden für Arbeiter der Spandauer Geschützfabrik erbaut, wo Franz Siegert vermutlich als Sattler einen Arbeitsplatz gefunden hatte. Die Spandauer Geschützfabrik wurde in diesem Zeitraum stark erweitert und brauchte dringend geeignete Fachleute. Was lag näher, als sie in den anderen preußischen Artilleriewerkstätten zu suchen? Dem Umzug nach Spandau war daher bestimmt eine „Abwerbung“ vorausgegangen …
Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages wurden die Spandauer Heereswerkstätten im Jahre 1919 geschlossen. Daraus resultierte der Verlust vieler tausend Arbeitsplätze. Wahrscheinlich war mein Urgroßonkel Max Siegert (1879 – 1943) davon betroffen. Aber das gehört eigentlich nicht hierher …
Als mein Großvater Max Siegert (1900 – 1961) in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts einen Ahnennachweis anfertigen musste, fand er keine Unterlagen über seine Großeltern. Er kannte sowohl ihre Namen als auch ihren Wohnort nicht. Seine Annahme, dass beide in der Stadt Neisse in Oberschlesien gewohnt hätten, beruhte lediglich auf Erinnerungen und familiären Überlieferungen. Nicht zuletzt sind wohl auch im Ergebnis des viel zu frühen Todes seines Vaters Carl Siegert die Verbindungen zu seinen Großeltern abgebrochen.
In familiären Überlieferungen steckt oft ein wahrer Kern, so auch in diesem Fall: Meine Ururgroßmutter Agnes Siegert, geb. Flaschel, wurde in Neisse geboren. Durch welche Ereignisse die Überlieferung „ungenau“ wurde, spielt eigentlich keine Rolle mehr. Ich bin froh, dass es mir gelungen ist, den Ahnennachweis meines Großvaters zu vervollständigen.
Franz Siegert (1896 – 1979), der Bruder meines Großvaters, lebte viele Jahre bis zu seinem Tode in Berlin-Spandau. Zufall oder Familienschicksal?