Hermann Vogel (12.05.1876 – 19.07.1935)

geboren am 12.05.1876 in Guben
gestorben am 19.07.1935 in Glasow/Mahlow, Prießnitz-Haus
beerdigt am 24.07.1935 in Hohen Neuendorf

Die Eltern Hermanns, Anton Vogel und Auguste (geb. Lotze) wohnten in Guben in der Dreikreuzstraße 2. Über die Kindheit und Jugend Hermanns sind keine besonderen Begebenheiten bekannt. Interessant ist vielleicht, dass Wilhem Pieck im gleichen Jahr (03. Januar 1876, Pförtner Straße 53) geboren wurde. Kannten sich die beiden? Gingen sie vielleicht in die selbe Schule? Da damals die Einschulung noch Ostern stattfand, kann ich fast ausschließen, dass beide in der selben Klasse waren.

Im Kalendarium der Stadt Guben ist für den 14. August 1878 vermerkt: „Große Brandkatastrophe in der Gubener Dreikreuzstraße, die 21 Familien obdachlos machte.“ Ob davon auch die Familie Vogel in der Dreikreuzstraße 2 betroffen war? Hermann war zu diesem Zeitpunkt 2 Jahre alt …

Ostern 1890 wurde Hermann in der Stadt- und Hauptkirche konfirmiert. Sein Religionslehrer zur Vorbereitung auf die Konfirmation war Archidiakonus Wüchner. Nur als Randnotiz: Wilhelm Pieck wurde ebenfalls Ostern 1890 konfirmiert, der Religionslehrer war jedoch D. th. Werner.

Hermann absolvierte das Lehrerseminar in Neuzelle, wo er im September 1896 die erste Lehrerprüfung ablegte.  Im Buch „100 Jahre Pestalozzischule Guben“ konnte ich auf der Seite 26 lesen, dass mein Großvater am 15.10.1896 erstmals als Lehrer angestellt wurde und seit dem 01.04.1897 als Lehrer in Guben arbeitete. Im September 1899 legte er in Neuzelle die zweite Lehrerprüfung ab. Mit Beginn des Schuljahres 1902 / 1903 am 01.04.1902 gehörte er zum Kollegium der gerade neu eröffneten Volksschule V (Pestalozzischule) in der Bothmerstraße. Am Ende des Schuljahres 1902 / 1903 ging er nach Berlin. – Es bleibt nur noch offen, an welcher der Gubener Volksschulen er zwischen 1897 und 1902 arbeitete und an welcher Schule die Erstanstellung erfolgte …

Am 06.11.1902 heiratete seine Schwester Anna in Guben und Hermann war einer der beiden Trauzeugen. In der Hochzeitsurkunde wurde für ihn als Beruf Lehrer und als Wohnort Guben angegeben.

Das Berliner Lehrerverzeichnis von 1925 enthält für Hermann Vogel folgende Daten:
erste Anstellung im Schuldienst am 01.10.1896
erste Anstellung im Schuldienst Groß-Berlins: 01.04.1903

Hermanns Umzug nach Berlin fand demnach erst mit Beginn des Schuljahres 1903 / 1904 statt. Berlin war zu dieser Zeit eine Stadt, die buchstäblich „aus den Nähten platzte“ und auch der Bedarf an Lehrern war sicher immens. Wahrscheinlich wurde er ohne Probleme in den Berliner Schuldienst übernommen. Über den Zeitraum von 1931 bis 1935 gibt seine Lehrerstammkarte genauere Auskunft. Außerdem war er Mitglied im Berliner Lehrergesangverein.

Am 02. Juli 1907 heiratete er seine erste Ehefrau Hedwig Nicolai (1876 – 1963). Die Ehe hielt nur kurze Zeit und wurde am 03. Dezember 1911 rechtskräftig geschieden. Aus dieser Ehe gibt es eine Tochter, Margarete. Zu dieser Zeit wohnte Hermann im Berliner Stadtbezirk Wedding.

Dass Hermann bereits einmal verheiratet war, wurde in der Familie lange Zeit  „verdrängt“. Es gab nur mündliche „Überlieferungen“, aber keine genauen Daten. Ein Hinweis auf die erste Ehe Hermanns fand sich in der Jubiläumsschrift „Berliner Lehrer-Gesang-Verein 1887-1912. Bericht zur Feier des 25 jährigen Bestehens.“ Es wird berichtet, dass der Berliner Lehrer-Gesang-Verein am 2. Juli 1907 anlässlich der Trauung „Vogel“ gesungen hat. Dieser Auftritt des Vereins im „Dienst seiner Mitglieder“ hat meinem Großvater gegolten. – Auf der Grundlage dieses Hinweises habe ich die Eheurkunde im Landesarchiv Berlin angefordert. Sie liegt mir inzwischen als Kopie vor.

Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde Hermann, vermutlich als Freiwilliger, zum Militärdienst gezogen. Der militärische Werdegang kann leider nicht mehr genau  rekonstruiert werden, da die Militärakten im zweiten Weltkrieg während eines Bombenangriffes auf das Archiv in Potsdam vollständig verbrannten. Wahrscheinlich ließ er sich mit dem Erreichen des 40. Lebensjahres ausmustern. Weitere Informationen sind in einer Arbeit von Dr. Dietrich Schulz als Bestandteil des Projektes europeana 1914 – 1918 zu finden.

Auf die Lebenseinstellung Hermanns hat mit Sicherheit auch ein Ereignis gewirkt, das zum Jahreswechsel 1918 / 1919 als Posener Aufstand in die europäische Geschichte einging. Die Heimatstadt seines Vaters, Opalenitza, wurde im Laufe des Aufstandes der Republik Polen eingegliedert. Es wird zu prüfen sein, ob unmittelbare Verwandte auf polnischer Seite an den Geschehnissen beteiligt waren. Zumindest könnte darin ein Schlüssel dafür zu sehen sein, dass Hermann im Familienstammbuch keine Notizen zu seinen Verwandten hinterließ.

Am 01.10.1921 heiratete Hermann in Berlin-Steglitz seine zweite Ehefrau Marie Münchow (1887 – 1979). Ob er zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin wohnte oder bereits das Grundstück in Hohen Neuendorf, Prinz-Heinrich-Straße 30, erworben hatte, ist mir nicht bekannt. Auch das noch unbebaute Grundstück Kurfürstenstraße 48 wurde wahrscheinlich in diesem Zeitraum erworben. Seit 1923 ist Hermann im Hohen Neuendorfer Adressbuch nachweisbar.

Hermann starb 1935 im Prießnitz-Haus in Mahlow, einem Naturheilkrankenhaus. Die Krankenakten wurden wahrscheinlich bereits in den 1980iger Jahren vernichtet. Nach telefonischer Auskunft des Gesundheitsamtes des Kreises Teltow-Fläming wurden die Anmeldebücher des Prießnitz-Hauses im Jahre 2001 an das Landesarchiv Berlin übergeben. Eine entsprechende Anfrage werde ich stellen, vielleicht bekomme ich die Anfangsdiagnose noch heraus …

Mein Großvater hinterließ drei Kinder, die damals 13, 11 und 7 Jahre alt waren. Meine Großmutter hatte es mit den dreien bestimmt nicht immer leicht …

Leider habe ich meinen Großvater Hermann nicht kennenlernen können. Viel gesprochen wurde über ihn in der Familie nicht. Es ist für mich daher sehr interessant, seinen Lebenslauf möglichst genau zu rekonstruieren. Bis dahin ist noch so manches Rätsel zu lösen …